dritter frühling blog porträt kardo kosta

Kardo Kosta – Evilard / Schweiz

Wenn man das Atelier von Kardo betritt, fühlt man sich in die magisch-realistische Welt Lateinamerikas versetzt: farbige Holzschnitte, seltsame Fundstücke allerart: Druckstöcke, Holzkulpturen, Werkzeuge… Bibliothek, Wunderkammer, „Laboratorio“ und kleine Galerie alles in Einem. Hier ist Kardos Arbeits- und Lebensmittelpunkt.

kardo kosta atelier

„Die Kunst gibt mir einen Raum von Zeit ohne Zeit, wo ich völlig frei bin das zu tun, wonach mir ist. …Ich begebe mich in eine Sphäre ohne Zensur, ich lasse mich treiben ohne Bedingungen oder Begrenzungen … Wenn ich arbeite ist es purer Prozess…. Was mich am meisten interessiert an meinen Werken ist der Werdegang. Das Ziel ist nicht das Werk, sondern der Weg dorthin…..“

kardo kosta 'migros filosofia'

Kardo Kosta ‚Migros Filosofia‘

Kardo ist 1952 in Argentinien geboren und hat dort Grafik studiert. Sein Lebensweg führte ihn u.a. nach Frankreich und Spanien. Das künstlerische Repertoire erweiterte sich: Zu Zeichnung und Holzschnitt kamen Malerei, LandArt und Performance hinzu.

kardo kosta 'gleichgewicht'

Kardo Kosta ‚Gleichgewicht‘

„… Alles bewegt mich. Von einem kleinen Blatt bis hin zu einem grossen Wald, von einem Farbpigment-Haufen bis hin zur grossen Malerei. Von der Aktion mit der Hand bis zur Aktion mit dem Körper. Ein Geräusch, ein Licht, eine Textur, irgend ein Material das meine Hände berührt… Dann kommen die Emotionen, was in meinem Inneren vorgeht (…) und mich interessieren die menschlichen Interaktionen, das Zusammenleben in dieser Zeit – sozial, politisch, kulturell…“

kardo kosta 'el sapo y las princesas'

Kardo Kosta ‚El sapo y las princesas‘

„… Meine Werke charakterisieren sich durch einen Touch von Ironie, damit einem das Lachen nicht vergeht. Es darf nicht melodramatisch sein. Der Prozess den ich gehe, entsteht durch Freude – nicht Leid. Ein kritischer Blick mit Humor… „

Zu Kardos Künstlerleben gehörten Arbeitsreisen in verschiedene Länder. Als Kurator, Initiator und Berater von künstlerischen Projekten verbindet und inspiriert er Menschen in kreativen Prozessen. In seinem Heimatort hat er ein einzigartiges Festival, die LandArt Bienne, initiiert. Viele Sommer trafen sich KünstlerInnen aus der Schweiz und dem Ausland, um an einem gemeinsamen Thema wie „Mythos“, „Eros“, „Wurzeln“ im Wald zu arbeiten. Dabei entstanden fröhliche, spontane Synergien zwischen bildenden und darstellenden KünstlerInnen.

„Die aktuelle Gesellschaft schlägt dir Individualismus vor. Das ist nicht gesund. Man teilt nicht, aus Angst vor dem anderen. (…) Aber das Miteinander hat die größte Kraft: Alle lernen von allen – das Resultat wird grösser und man erreicht Ziele, die individuell nicht zu erreichen sind. Das Kollektiv kann eine Dynamik haben, die Unendliches ermöglicht. Im Kollektiv denken erfordert grosse Weitsicht und einen offenen Geist.“

kardo kosta kollektivinstallation Argentina 2011

Kollektivinstallation Argentina 2011

„Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat zunächst nicht so viel in meinem Alltag verändert, weil ich zu dieser Zeit ohnehin allein im Atelier arbeiten wollte. Auch die LandArt sollte 2020 aussetzen und ich wollte an der Erneuerung des Konzepts arbeiten.
Im letzten Jahr konnte ich meinen Plan umsetzen, internationale Künstler zum Arbeitsaufenthalt von jeweils 2 Wochen in mein Atelier einzuladen. Die entstandenen Arbeiten wurden im kleinen Kreis präsentiert, dadurch war ein intensiver Austausch mit den Gästen möglich. Noch mehr als sonst nutzte ich die sozialen Medien, um mit Künstlerkollegen und meiner Familie in anderen Ländern, z. T. auf anderen Kontinenten in Kontakt zu bleiben.“

Viel mehr als das Corona-Thema beschäftigt Kardo jetzt, 2021, dass das Haus, in dem sich sein Atelier befindet, verkauft werden soll und er die Atelierräume innerhalb eines Jahres verlassen muss. Er hat es im Januar erfahren und es war ein großer Schock.

kardo kosta kleine galerie

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