Josette Jaouen – Quimperlé / Frankreich
Josette Jaouen lebt im Westen Frankreichs. Die über 80jährige dreifache Mutter und vierfache Großmutter hat ihren Beruf als Lehrerin in den geisteswissenschaftlichen Fächern geliebt. Mit ihrer lebendigen, herzlichen Art hat sie die Schüler gefordert und motiviert.
In ihren 60ern kam sie zur Kunst. Sie wurde auf diesem Gebiet zur Lernenden, seitdem sie einen plein-air Zeichenkurs am Meer besucht hatte. Das war der Auftakt für weitere Kurse. Josette hat sich künstlerisch nicht nur mit Mal- und Zeichentechniken beschäftigt. Sie wollte auch das Ausstellungsmachen lernen. 2019 fand ihre erste Einzelausstellung statt. Motiviert und unterstützt wurde sie von einem Maler aus der Region. Sie hatte sich für ihre Premiere vorgenommen, nur Schwarz-Weiss-Bilder zu präsentieren.
„In der Coronazeit half mir die Kunst, das Geschehen zu verarbeiten. Im März 2020 habe ich ein Confinement-(Lock Down)-Skizzenbuch angelegt. Damals ahnte ich nicht, dass noch zwei weitere dazu kommen würden. Hier ein paar Seiten daraus. Zuerst habe ich die unsichtbare, aber allgegenwärtige Bedrohung sichtbar gemacht.
Ich erinnerte mich an mittelalterliche Bilder vom Totentanz…
Lesend träumte ich mich in größere Welten, aber das Gefühl, eigesperrt zu sein, blieb.
Die Zeit schien zäh zu fließen. Langsamkeit, Stille. Eingeschlossensein in der Wohnung. Ich sah den Pflanzen beim Wachsen zu.
Schließlich wagten wir, Nachbarn zu treffen. Es tat so gut, einander zu sehen, zu reden, Ängste zu teilen und miteinander fröhlich zu sein. Das hat uns sehr verbunden. Den Sommer konnten wir am Meer erleben und aufatmen, aber im Spätherbst waren wir wieder eingeschlossen.
Mein Mann Guy vermißte die Orchesterproben – er spielt Violine – und das Zusammensein mit den Musikfreunden.
In der großen, leeren Garage unseres Mietshauses fuhr er Runden mit dem Fahrrad, um in Bewegung zu bleiben.
Nach Wochen fühlten wir uns erschöpft von der Situation. Überdruss machte sich breit… Nichts machte mehr Spaß, wir fühlten uns älter denn je.
Neben den düsteren Coronameldungen erschütterte uns die Nachricht über den Mord an einem Lehrer nahe Paris. Ich habe dazu mehrere Collagen gemacht.
Dann kam die Impfcampagne. Mein Mann und ich sind inzwischen geimpft worden.
Ende! Ich will jetzt kein Corona-Skizzenbuch mehr machen.
Es ist Frühling 2021, die Tage werden länger und heller. Noch immer gibt es bei uns die Ausgangssperre nach 20.00 Uhr. Wie wird es weiter gehen?